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Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft 12. Dezember 2007 IOC lehnt Zulassung eines „Team Tibet“ für die Olympischen Spiele ab 29. November 2007 Hohe Haftstrafen für Protest bei Reiterfestival in Lithang 2. November 2007 Trotz Repressionen: Tibeter feiern Ehrung des Dalai Lama Quellen: International Campaign for Tibet; TibetInfoNet 22. Oktober 2007 Google und andere Suchmaschinen spüren Chinas Rache Beijings Internetwächter hatten bereits mehrfach den Zugang zu Google und anderen ausländischen Internetangeboten gesperrt. Dieses Mal wurden Internetnutzer auf die Seite der chinesischen Suchmaschine Baidu umgeleitet. Baidu gilt als regierungstreues Vorzeigeunternehmen, ist aber längst als Börsenwert am Nasdaq notiert. In China ist Baidu sogar erfolgreicher als Google: Die Seite ermöglicht nach wie vor illegale MP3-Downloads, sehr zum Ärger der US-Musikindustrie. Wie willkürlich die chinesische Zensurbehörde vorgeht, auch um chinesischen Firmen einen Vorteil zu verschaffen, zeigt ein weiterer Fall: Im Frühjahr war Baidu in Japan gestartet. In China sind pornographische Webseiten fast komplett blockiert. Nur über Baidu.jp waren diese zeitweise zugänglich. Die Nutzerzahlen von Baidu.jp schossen nach oben, 60 Prozent der Zugriffe kamen aus China. Offenbar tolerierten die Sittenwächter das Schlupfloch, um den Marktanteil von Baidu Japan künstlich nach oben zu drücken. Baidu.jp ist mittlerweile nicht mehr aus China zu erreichen. Beijing schlägt scharfe Töne gegen Bush an Noch am Abend vor der Preisverleihung hatte der Chef der kommunistischen Religionsbehörde Ye Xiaowen westliche Politiker beschuldigt, "einem Spalter die Bühne für seine Farce zu geben". Vor einer Gruppe von Korrespondenten am Rande des Parteitages spielte er auf Kanzlerin Angela Merkel und George W. Bush an. Es gebe "da Christen", die sich leidenschaftlich für den Dalai Lama einsetzten. Er möchte ihnen mit dem Bibelzitat antworten. "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füge keinem anderen zu." Die Wortwahl und plumpe Anschuldigungen gegen den Dalai Lama, ein Meister der Verstellung und einst ein Herrscher über ein Sklavensystem gewesen zu sein, zeigten am Donnerstag den Grad der Empörung an, mit dem sich Chinas Führung in der Tibetfrage international vorgeführt fühlt. Aussenamtssprecher Liu blieb aber die Antwort schuldig, ob Beijing über seine Absage eines bilateralen Treffens mit den USA zum iranischen Atomprogramm in Berlin andere "Vergeltungsmassnahmen" trifft. Auf chinesischen Seiten im Internet spekulierten einige offenbar als "Warnungen" gedachte Beiträge, dass die chinesische Führung mit ihren Nachfolgearrangements des 17. Parteitags zu sehr befasst sei, um sofort zu reagieren. Zudem soll die Aufmerksamkeit der Bevölkerung nicht vom Parteitag abgelenkt werden. Dafür sprach zumindest, dass Beijing weder dem Fernsehen noch den Zeitungen erlaubte, auch nur einen Satz über den Streit über den Dalai Lama zu melden. Im Vorfeld hatten chinesische Führer noch versucht, die USA von ihrer Kongress-Preisverleihung abzubringen. Der Religionsbeauftragte der Partei, Ye Xiaowen, liess nun erkennen, dass Beijing auf ein Ableben des 72-jährigen Dalai Lama wartet. Seine Wiederauferstehung durch Reinkarnation werde "selbstverständlich nach den Bestimmungen der Religionsbehörde über lebende Buddhas ausgewählt". Mit anderen Worten: Beijing wird über den nächsten Jungen als neuen Dalai Lama entscheiden und seine Erziehung überwachen. 17. Oktober 2007 Bereits am Vortag der Aktion wurde Touristen das Fotografieren verboten. Kameras wurden kontrolliert, Filme und Speicherkarten gelöscht. In der Nacht waren mehrmals deutlich Explosionen zu vernehmen, am Morgen danach stand nur noch der Sockel der Statue. Ein Ausgangsverbot wurde verhängt und von einem riesigen Aufgebot an Polizei und Militär überwacht. Mehrere Reisegruppen wurden daran gehindert, ihre Unterkunft am nächsten Morgen in Richtung der Statue zu verlassen und die geplante Umrundung des Bergs Kailash durchzuführen. Es handelt sich bereits um die zweite Zerstörung einer neu gebauten Statue. Im Mai wurde im zentraltibetischen Kloster Samye eine gerade errichtete Statue, die ebenfalls den Religionsstifter Padmasambhava darstellt, niedergerissen [vergl. Tibet-Information vom 8. Juni 2007; UM]. Wie auch in Samye, war die Statue in Darchen in privater Initiative errichtet worden. Gemäss neuer Vorschriften über die “Regelung der religiösen Angelegenheiten” darf kein neues religiöses Bauwerk ohne offizielle Genehmigung errichtet werden. Artikel 13 sieht vor, dass religiöse Organisationen einen Antrag auf Prüfung und Genehmigung einreichen müssen. Gruppen und Einzelpersonen, die keiner religiösen Organisation angehören, dürfen keine religiösen Bauwerke errichten. Vor der Ehrung des Dalai Lama durch US-Kongress: Repressionen in Lhasa Schülern, Studenten und Regierungsangestellten wurde es verboten, während dieser Woche frei zu nehmen oder an Sangsol-Ritualen (dem Entzünden von Weihrauch und Opfern von Gerstenmehl als Ausdruck von Glücks- und Segenswünschen) teilzunehmen, anderfalls wurde mit Verweis von Schule oder Universität oder dem Verlust des Arbeitsplatzes gedroht. Ältere Tibeterinnen und Tibeter, die sich traditionell vor dem Ramoche-Tempel zu Gebeten versammeln, wurden für unbestimmte Zeit vom Ort weggewiesen. Alle Nachbarschaftskommittees wurden angewiesen, jegliche religiöse Feiern oder Freudensbekundungen in den Wohnquartieren zu unterbinden. Ehemalige politische Gefangene wurden vom Büro für Öffentliche Sicherheit zu Verhören auf Polizeistationen gebracht, und es wurde ihnen ebenfalls verboten, an Zeremonien teilzunehmen. Die Zahl der Sicherheitskräfte in Lhasa wurde deutlich erhöht, und die Überwachung sensitiver Orte und Wohnungen von früheren politischen Gefangenen verstärkt. Massives Umsiedlungsprogramm für Nomaden In der Vergangenheit haben NGOs auf die Schattenseiten solcher Aktionen hingewiesen. Derartige Programme werden ohne Anhörung der Betroffenen beschlossen; viele Nomaden können sich nicht mit der Sesshaftigkeit abfinden; das ihnen zugewiesene Land ist minderwertig, während auf ihren alten Weidegründen plötzlich Bodenschätze abgebaut werden; und die angeblich kostenlosen neuen Wohnungen müssen auf einmal bezahlt werden [vergl. Tibet-Information vom 10. Mai 2007; UM]. Quellen: Presse-Monitor; Tibetan Center for Human Rights and Democracy (TCHRD); Xinhua 15. Oktober 2007 Einer von ihnen, ein 14-jähriger Junge, wurde so schwer misshandelt, dass er stark blutete, als ihn Angehörige nach der Verhaftung sahen. Die Polizei verlangte von den Angehörigen, die ihn zur Behandlung in ein Spital bringen wollten, die Garantie, dass er spätestens nach zwei Tagen wieder in Haft zurückkehre. Ausserdem sollten sie eine Kaution von umgerechnet Fr. 800 hinterlegen. Diese Summe konnte die Familie jedoch nicht aufbringen. Der grösste Teil der Gruppe wurde zwei Tage später freigelassen, jedoch blieben sieben von ihnen weiter in Haft. Wenige Tage danach wurden drei weitere aus dieser Gruppe gegen Geldbussen von umgerechnet ca. Fr. 250 freigelassen. Über das Schicksal der letzten vier Inhaftierten ist nichts bekannt. Auch die Lehrer an der Schule wurden verhört. An dem Tag, an dem die Festnahmen erfolgten, wäre eigentlich schulfrei gewesen. Die Eltern wurden jedoch informiert, dass ihre Kinder an diesem Tag unbedingt zur Schule kommen müssten, weil einem zu Besuch weilenden hochrangigen chinesischen Funktionär der Fortschritt, der in dieser Gegend im Erziehungswesen gemacht wurde, demonstriert werden sollte. Im Falle des Fernbleibens der Kinder wurde den Eltern eine Geldstrafe angedroht. Kommunistische Partei stellt Loyalität tibetischer Parteimitglieder in Frage Das Dokument ruft zu einer Reinigungskampagne auf und sagt weiter: „Es gibt noch immer eine kleine Zahl dissidenter Elemente in unserer Partei, deren Bekenntnis zu unseren Idealen, Prinzipien und politischen Standpunkt nicht standfest ist.“ Quellen: Reuters; Tibet Watch; Radio Free Asia 21. September 2007 Ein hoher Funktionär im Ministerrang sei für 6 Monate in der Region stationiert worden. Ethnisch tibetische Regierungskader, darunter der lokale Polizeichef, wurden gegen chinesische ausgetauscht. Zahlreiche lokale Beamte und Würdenträger mussten in vorgefertigten Stellungnahmen den Dalai Lama denunzieren, was dann auf Video festgehalten wurde. Ihnen wurde eine Frist dafür gesetzt und bei Nichteinhalten Strafen angedroht. Weiter sollen Mönche und ethnisch tibetische Regierungsangestellte dazu gezwungen worden sein, eine Demonstration gegen den Dalai Lama durchzuführen und dabei pelzbesetze Kleider zu tragen. Letzteres hatte der Dalai Lama als nicht mit der buddhistischen Lebensweise vereinbar bezeichnet und eine grosse Vernichtungsaktion von solchen Kleider ausgelöst. Mehrere tausend Angehörige der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) seien inzwischen in die Gegend verlegt worden seien – so viele, dass bereits die Unterkünfte knapp werden. Deshalb wurden die Sicherheitskräfte in einen grossen Getreidespeicher einquartiert, welcher extra für sie geräumt werden musste. Öffentliche Diskussionen über die Verhaftung von Runggye Adak sind bei Androhung von Haftstrafen verboten. China kommen diese Proteste nicht nur deswegen ungelegen, weil sie das sorgfältig aufgebaute Image für die kommenden Olympischen Spiele in Beijing stören. Auch wurden Reiterfestivals wie dieses in Lithang mehr und mehr zu Touristenattraktionen aufgebaut, wo tibetische oder pseudo-tibetische Traditionen den nationalen und internationalen Touristen vorgeführt werden sollen. Diese Tatsache gewährleistete aber auch die prompe Berichterstattung in den internationalen Medien nur wenige Tage nach dem Vorfall. Die Region um Lithang hat eine lange Tradition des Widerstandes gegen die chinesische Besatzung. Überproportional viele politische Gefangene stammen von hier. Offenbar handelte es sich bei dem Vorfall, der von Runggye Adak verursacht wurde, nicht um die einzige Äusserung von Protest. TibetInfoNet hat ein handgeschriebenes Flugblatt erhalten, das am Rande der gleichen Veranstaltung verteilt wurde und deutlich militantere Töne anschlägt. Es verurteilt in scharfen Worten die Folgen der chinesischen Besetzung und fordert die Unabhängigkeit Tibets. Es endet mit der Drohung, dass wenn diese Forderung nicht erfüllt werde, „mehrere zehntausend Tibeter ohne zu zögern ihr Leben opfern werden.“ Quellen: Tibetan Center for Human Rights and Democracy (TCHRD) nach adaptierter deutscher Übersetzung durch IGFM München; TibetInfoNet 15. August 2007 In Lhasa und Umgebung wurden strikte Anweisungen an alle Reisebüros erteilt, dass sie während der nächsten Zeit keinerlei Dienstleistungen für im Ausland lebende Tibeter erbringen dürfen, die nach Lhasa reisen wollen. Im Falle der Zuwiderhandlung werden ihnen folgenschwere Konsequenzen wie die Schliessung ihrer Agenturen angedroht. Die Reisebüros wurden auch angewiesen, Tibetern gegenüber, die aus den USA anreisen, besonders wachsam zu sein. Mehrere der Aktivisten, die die Protestaktionen im Everest Base Camp im April und an der Grossen Mauer im August durchführten, waren in den USA oder Kanada lebende Tibeter. Im Zuge der erhöhten Sicherheitsmassnahmen ordneten die chinesischen Behörden an, das Public Security Bureau (PSB) von Lhasa solle die Bettler in den Strassen zusammentreiben und sie den Behörden ihrer Herkunftsorte übergeben. Den Bettlern wurde nachdrücklich befohlen, sich nie wieder in den Strassen von Lhasa sehen zu lassen. Alle Teehäuser, Internetcafés, Telefonzellen usw. in den Strassen und Gassen um den Barkhor (Zentralmarkt) werden von Beamten in Zivilkleidung durchkämmt. Ihre Anzahl soll beträchtlich erhöht worden sein. Verstärkte Kontrollen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit wurden auch auf Büros, Schulen und die Wohnungen ehemaliger politischer Gefangener und politisch verdächtiger Personen ausgedehnt. Zwar seien bereits Ermittlungen im Gange und die Bewegungen der betreffenden Personen würden überwacht, doch liegen bisher noch keine Nachrichten über Verhaftungen vor. Massenentlassungen von tibetischen Kadern, ersetzt durch Chinesen So sollen allein im Juli in 54 der 74 Distrikte in Tibet die tibetischstämmigen lokalen Parteisekretäre durch ethnische Chinesen ersetzt worden sein. China habe laut Informanten gegenwärtig kein Vertrauen in Tibeter in Kaderpositionen, und der lokale Parteivorsitzende Zhang Qingli habe diese wiederholt kritisiert, dass diese nicht entschlossen genug agierten. Auch hat China kürzlich ein Programm zur Rekrutierung von Regierungspersonal für temporäre Positionen in Tibet aufgelegt. Angelockt durch grosszügige Boni und Stipendien hätten sich über 10'000 Kandidaten für eine dreijährige Tätigkeit in Tibet beworben. Bis jetzt seien aus dem Kreis der Bewerber 853 Personen ausgewählt worden. Quellen: Tibetan Center for Human Rights and Democracy (TCHRD) nach adaptierter deutscher Übersetzung durch IGFM München; International Herald Tribune 7. August 2007 Die Anwendung dieser Regeln bedeutet nicht nur den Todesstoss für eine Jahrhunderte alte Tradition, sondern entzieht auch dem Dalai Lama jede Möglichkeit der Einflussnahme, denn laut Verordnung heisst es: „Dieser Prozess [der offiziellen Anerkennung einer Wiedergeburt; UM] kann nicht von einer Gruppe oder von einem Individuum im Ausland beeinflusst werden.“ Mehrere signifikante Protestaktionen in Tibet und China Am 1. August kam es in der osttibetischen Stadt Lithang zu einem ungewöhnlichen Protest. Als dort anlässlich der populären Pferderennen ein Offizieller sprechen wollte, um an den 80. Jahrestag der Gründung der Chinesischen Volksbefreiungsarmee zu erinnern, betrat der 53-jährige Nomade Runggye Adak die Bühne, entriss ihm das Mikrofon und forderte unter dem Beifall der Zuschauer die Rückkehr des Dalai Lama. „Wenn wir den Dalai Lama nicht zur Rückkehr einladen können, gibt es in Tibet keine Religionsfreiheit und kein Glück“, soll er laut Radio Free Asia gesagt haben. Ausserdem forderte er die Freilassung der vom Dalai Lama anerkannten Inkarnation des Panchen Lama, der seit 12 Jahren an einem unbekannten Ort interniert ist, und er stellte einen anderen anwesenden Lama zur Rede, warum dieser bei der „Patriotischen Umerziehungskampagne“ in Klöstern mitmache. Als die Polizei einschritt und Runggye Adak von der Bühne zerrte, soll er noch betont haben, dass er nichts Ungesetzliches begangen habe, denn die chinesische Verfassung garantiere doch Religionsfreiheit. Später soll sich vor der Polizeistation eine ärgerliche Menge versammelt haben, die seine Freilassung forderte, und die Polizei habe Warnschüsse in die Luft abgefeuert, um die Menge zu zerstreuen. Laut Radio Free Asia seien insgesamt 20 Mönche und 200 weitere Anwesende verhaftet worden. Ihr gegenwärtiger Verbleib ist unklar. Inzwischen seien die lokalen Sicherheitskräfte durch weitere Einheiten verstärkt worden. Sechs Aktivisten sind am 7. August bei einer Protestaktion an der Grossen Mauer bei Peking festgenommen worden. Ein Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking entrollten sie ein 42 Quadratmeter grosses Spruchband, wie die britische Free Tibet Campaign berichtet. Darauf stand: «Eine Welt, ein Traum – FreiesTibet - 2008». Die Aufschrift in Chinesisch und Englisch spielt auf das offizielle Motto der Olympischen Spiele 2008 an. Ein Foto des Transparents ist unter folgendem Link zu sehen: http://www.baz.ch/invoke.cfm?ObjectID=3EC66A00-1422-0CEF-702D30D1EAC9B09B. Das Schicksal der Aktivisten, die nach zwei Stunden von der Polizei abgeführt wurden, war zunächst ungeklärt. Quellen: The Times; Radio Free Asia; BBC; AP; Basler Zeitung Online 30. Juli 2007 Ganz oben auf der Liste stehen mögliche Attacken von militanten islamischen Gruppen, aber sie umfasst auch jede andere denkbare Art von Störung: Proteste der Exil-Tibeter, Falun Gong, veramter Bauern und Wanderarbeiter, dazu Aktionen von Darfur-Aktivisten, missionierenden Christen, Umweltschützern und sogar anti-amerikanische Aktionen auf chinesischem Boden. Eine PR-Agentur sei auch gefragt worden, ob sie Störungen des Fackellaufes für möglich halte und wie man darauf reagieren sollte. Die involvierten Sicherheitsbehörden und Berater sind nicht nur besorgt wegen des Image-Schadens, sondern auch dass Aktionen, die anderswo völlig legal wären, Vorbildfunktion für opponierende Gruppen in China haben könnten. Ein ungenannter ausländischer Berater sagte gegenüber AP: „Sie sind über alle möglichen Demonstrationen besorgt… Sie wollen unbedingt herausfinden, welche NGOs kommen und welches ihre Pläne sind.“ Präventive Aktionen seitens der Behörden bewegen sich dabei auf einem dünnen Grat: wenn man zu restriktiv vorgeht oder Einreise-Visa verweigt, zieht das negative Publizität nach sich und könnte das IOC und die grossen Sponsoren verärgern. Um Protesten im Vorfeld zu begegnen, versucht die Regierung laut AP, gezielt NGOs zu infiltrieren. Dazu würden die Sicherheitsbehörden und assozierte Institutionen wie zum Beispiel das dem Ministerium für Staatssicherheit nahestehende China Institute of Contemporary International Relations, umfassende Listen von NGOs und Individuen zu erstellen. Auch chinesische Vertretungen im Ausland seien damit beauftragt, entsprechende Informationen zu sammeln [vergl. Tibet-Information vom 22. Juni 2007; UM]. Tibeter werden gezwungen, wieder Pelze zu tragen Das Festival findet jährlich unter Teilnahme von mehreren tausend Tibetern, die oft tagelange Anreisen in Kauf nehmen, in einer entlegenen Region im nördlichen Tibet statt. Die angedrohten Geldstrafen sollen das Mehrfache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens ausmachen. Der Dalai Lama hatte anfangs 2006 das Tragen von Pelzen, besonders von bedrohten Tierarten, als nicht mit der buddhistischen Lebensweise vereinbar bezeichnet. Das führte zu massenhaften Vernichtungsaktionen solcher Kleider durch die Tibeter, wobei Pelze im Marktwert von über 100 Millionen Dollar verbrannt wurden. Die Behörden reagierten auf diese Massenaktionen zunächst hilflos oder gar befürwortend. Das änderte sich radikal, als klar wurde, dass sich diese Bewegung zu einer eindrucksvollen Demonstration der Loyalität zum Dalai Lama entwickelte. Bis jetzt waren Pelze fast völlig von den Kleidern und aus den Geschäften verschwunden und wurden durch Brokade-Applikationen ersetzt. Quellen: Associated Press; Asian News International (ANI) 8. Juli 2007 Hier sind Auszüge aus der Medienerklärung: „Beide Seiten tauschten in aller Deutlichkeit ihre divergierenden Positionen und Sichtweisen über eine Anzahl von Themen aus. Unser Dialog hat eine kritische Phase erreicht. Wir teilten unsere ernste Besorgnis über die Situation von Tibet in grösstmöglicher Deutlichkeit mit und machten einige konkrete Vorschläge zur Implementierung, wenn unser Dialog fortgesetzt werden soll.“ Die Gesandten waren in Shanghai und Nanjing mit hohen Vertretern der sogenannten „United Front“ zusammengetroffen. Die United Front nimmt sich nicht-kommunistischer Bevölkerungsgruppen und Organisationen in China an. China: Gesandte des Dalai Lama sind gar keine Gesandten Andererseits bestätigte Qin Gang, dass sich die Delegation mit hohen Parteifunktionären traf, deren Namen aber ungeannt blieben. Qin gab zu, die Delegation stehe „dem Dalai Lama recht nahe. Wir hoffen, dass sie jede weitere Möglichkeit der Rückkehr [nach China] nützen, sich ernsthaft umschauen und nach ihrer Rückkehr dem Dalai einen den Tatsachen entsprechenden Bericht erstatten, um ihm zu helfen, die Situation und die Politik des Landes zu verstehen und eine richtige Wahl zu treffen.“ Quellen: Tibetan Government in Exile; Reuters 28. Juni 2007 Diese Gesprächsrunde wird insbesondere mit Spannung verfolgt, weil sie die letzte vor Beginn der Olympischen Spiele in Beijing in gut einem Jahr sein könnte. Allgemein wird davon ausgegangen, dass China vor 5 Jahren den Dialog mit dem Dalai Lama vor allem in Hinblick auf die Olympiade wiederbelebte. Allerdings bleibt das Ziel der chinesischen Regierung nach wie vor unklar. TibetInfoNet verweist auf den schwierigen Kontext, in dem diese Gespräche stattfinden. Die letzte Runde im Februar 2006 fand statt, während die Tibeter massenhaft Tierfelle vernichteten [vergl. Tibet-Informationen vom 15. Februar, 6. März und 3. Mai 2006; UM]. Die Tibeter hatten damit nicht nur den Aufruf des Dalai Lama befolgt, ihre Kleidung nicht mehr mit Pelzen seltener und von Ausrottung bedrohter Tierarten zu schmücken, sondern gleichzeitig auch ihre starke Loyalität zu ihm bewiesen. China verschärfte in der gleichen Zeit die Anti-Dalai-Lama-Kampagne in Tibet. Lodi Gyari erklärte im November 2006, dass er sich nicht länger an die Vertraulichkeit des Gesprächsprozesses gebunden fühle, weil China Details darüber an die Öffentlichkeit hatte dringen lassen. Er beschuldigte einige „Verleumder“ in der chinesischen Führung, die auf den Tod des Dalai Lama spekulierten, eines „kurzsichtigen und gefährlichen“ Kurses. Im März 2007 zeigten die Tibeter bei der massenhaften Teilnahme an Langlebenszeremonien (tib.: Sangsol) während des tibetischen Neujahrsfestes wiederum massenhaft ihre Loyalität [vergl. Tibet-Information vom 23. März 2007; UM]. Im Mai rief der lokale Parteivorsitzende Zhang Qingli zu einem „durchgreifenden Kampf“ gegen den Dalai Lama auf und beschuldigte diesen der Konspiration mit anderen „Feinden Chinas“, bis hin zu terroristischen Organisationen [vergl. Tibet-Information vom 22. Mai 2007; UM]. Verhaftungen und Verschwundene nach Protest gegen Zinkmine Die gewaltsamen Aktionen waren Höhepunkt einer Protestkampagne gegen die Mine, die in den Berg Yala, einen der neun heiligen Berge von Tibet, getrieben wird. Vorab hatten Anwohner eine Petition an die Regierung gerichtet, in der sie das Ende der Abbauarbeiten forderten. Sie beklagten sich, dass der Abbau Umweltschäden verursache, gefährdete Tierarten ausrotte, Touristen vertreibe und die Existenzgrundlage der Hirten gefährde. Nach Abgabe der Petition seien einige Dorfälteste verschwunden. Am 11. Juni protestierten dann etwa 300 Anwohner und zerstörten Einrichtungen der Mine und Fahrzeuge, warfen Steine auf die Polizei und attackierten Minenarbeiter. Dabei sei laut Xinhua ein Arbeiter schwer verletzt worden. Fünf Personen seien verhaftet worden. Laut Xinhua habe sich nach Intervention der Polizei „das Leben wieder normalisiert“. Es seien Arbeitsteams in die Region entsandt worden, um die Anwohner zum „Einhalten der Gesetze“ zu motivieren. Quellen: TibetInfoNet; Reuters; Xinhua 22. Juni 2007 Mit den auf vier Monate angelegten Bauarbeiten wird laut Xinhua noch im Juni 2007 begonnen. Die Strasse soll dann von Touristen und Bergsteigern genutzt werden. Die Organisatoren der Olympischen Spiele in Beijing haben ehrgeizige Pläne für den Fackellauf angekündigt - das Olympische Feuer soll demnach die längste Strecke in der Geschichte zurücklegen und schliesslich bis auf den Gipfel des Mount Everest getragen werden [vergl. Tibet-Information vom 21. Dezember 2006, 27. April und 10. Mai 2007; UM]. Wie China die öffentliche Meinung im Ausland zu manipulieren versucht Chen berichtete auch von den Bemühungen des chinesischen Regimes, die internationalen Medien durch direkte Investitionen zu kontrollieren, um Einfluss auf den Inhalt der Publikationen zu gewinnen. Der Hauptzweck dabei sei, die Menschenrechtsverletzungen des Regimes zu legitimieren. Chen zufolge ist die kommunistische Partei ziemlich instabil, weswegen die Aussenpolitik Chinas von Erwägungen politischer Stabilität dominiert wird. Die Hauptfunktion der chinesischen Vertretungen im Ausland sei, Dissidenten zu beobachten und sie zum Schweigen zu bringen, und dies sei wichtiger als alle anderen Funktionen zusammen. Als er gefragt wurde, was er von den fünf Gesprächsrunden zwischen den tibetischen Exil-Vertretern und der chinesischen Regierung halte, malte Chen ein sehr düsteres Bild, indem er das ganze Unterfangen als eine „Taktik Chinas“ bezeichnete. Ohne zu zögern sagte er ganz offen: „Der Dalai Lama hat keine einzige Trumpfkarte in der Hand, mit der er verhandeln könnte“, und er fügte hinzu „von der chinesischen Seite gibt es überhaupt keine Aufrichtigkeit. Es ist unmöglich, dass ihr ein befriedigendes Resultat aus den Verhandlungen bekommt“. Quellen: Basler Zeitung Online; Tibetan Center for Human Rights and Democracy (adaptiert nach deutscher Übersetzung durch IGFM München) 8. Juni 2007 Gegenüber Radio Free Asia (RFA) sagte der Abt: „Ich sah die Regierungsdokumente…Der Dalai Lama sollte kritisiert und seine spalterische Haltung verurteilt werden. Aber ich wollte nicht unterschreiben. Ich wusste zwar, dass alle, die nicht unterschreiben, vor Gericht belangt werden. Sie [offizielle Vertreter der Präfektur, die die „Patriotische Umerziehungskampange“ durchführen; UM] drohten sogar, das Kloster zu schliessen, wenn wir nicht die Dokumente unterschreiben… Es war für mich sehr schwer, an diesen quälenden Pflicht-Sitzungen [mit Denunziationen des Dalai Lama; UM] teilzunehmen…Vertreter der Präfektur kamen ins Kloster und fragten, ob ich bereit sei, zurückzutreten. Ich willigte ein, weil ich wusste, ich hatte keine andere Wahl.“ Radio Free Asia erreichte einen Vertreter der Präfektur, der dieses bestätigte. Er erklärte: „Es ist bekannt, dass alle Klöster in China die Direktiven der Regierung erfüllen müssen… Viele Klöster müssen dahingehend evaluiert werden.“ Das betroffene Kloster solle ein „Modelfall“ werden, in dem sich nur noch „loyale“ Mönche aufhielten. Das Kloster Dungkyab wurde 1837 gegründet und beherbergt etwa 200 Mönche; sowie laut Angaben von lokalen Anwohnern nochmals 130 direkt von China rekrutierte Mönche. Neue Religions-Verordnung: Polizei zersört eine Statue im Kloster Samye Das Kloster Samye, das als das erste auf tibetischem Boden errichtete buddhistische Kloster gilt, geht auf das Jahr 779 zurück. Der in Tibet hoch verehrte Gelehrte Padmasambhava vollendete damals das Bauwerk. Um zu verhindern, dass etwas über den Abriss nach aussen dringt, hinderte die PAP Pilger, Gläubige und ausländische Touristen daran, das Kloster Samye zu besuchen. Eine grosse Zahl von Militärpolizisten wurde um das Klostergelände herum postiert. Die offizielle Begründung lautete, die Statue sei niedergerissen worden, weil gemäss neuer Vorschriften über die “Regelung der religiösen Angelegenheiten” – ein Verordnung mit 56 Paragraphen - kein neues religiöses Bauwerk ohne offizielle Genehmigung errichtet werden darf. Artikel 13 sieht vor, dass religiöse Organisationen beim Department der Volksregierung der Autonomen Region Tibet für Religiöse Angelegenheiten einen Antrag auf Prüfung und Genehmigung einreichen müssen. Gruppen und Einzelpersonen, die keiner religiösen Organisation angehören, dürfen keine religiösen Bauwerke errichten. Quellen: Associated Press, Tibetan Center for Human Rights and Democracy (TCHRD) 29. Mai 2007 Religiöse Zeremonien unterliegen in Tibet starken Einschränkungen, besonders an wichtigen Tagen und während Festzeiten wie Saga Dawa und Gaden Ngachoe [Todestag des Gelehrten Tsongkapa; siehe Tibet-Information vom 22. Januar 2007; UM], sowie den Geburtstagen des Dalai Lama und des 11. Panchen Lama Gedhun Choekyi Nyima. Letztes Jahr am 12. Dezember untersagten die Behörden allen Parteimitgliedern, Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst, Regierungspersonal, den Angestellten von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Banken, Berufszentren, Studenten und sogar öffentlichen Bediensteten im Ruhestand, an den Feierlichkeiten des Gaden Ngachoe teilzunehmen. Wer immer diese Anordnung missachte, müsse mit einer Gehaltskürzung oder Degradierung rechnen. Besonders pensionierte Tibeter werden von dieser Anordnung hart getroffen, weil sie meistens besonders gläubig sind und nun von offizieller Seite in der Ausübung ihrer Religion behindert werden. In der Vergangenheit hatten Kader einen gewissen Freiraum, um privat ihre Religion auszuüben, aber jetzt riskieren sie, wenn sie erwischt werden, degradiert und bestraft zu werden. Besonders streng werden die religiösen Restriktionen in der Stadt Lhasa gehandhabt. Angehörige des Public Security Bureau in Zivil durchkämmen die Stadt, an den Hauptverkehrswegen und in den Altstadtgassen gibt es zahlreiche Video-Kameras zur Überwachung der Passanten. Um die in die Stadt kommenden Leute zu überprüfen, wurden Sicherheits-Kontrollpunkte an den Einfallsstrassen eingerichtet. Bauern, die auf den Strassen der Stadt mit Räucherwerk und Wachholderblättern zu handeln pflegen, wurde an den besagten Tagen der Verkauf verboten. China verwarnt zwei Reporter wegen Tibet-Berichterstattung Beide Reporter gaben an, dass sie während ihres Tibet-Aufenthaltes von Polizisten in Zivil verfolgt und belästigt wurden. Diese verhinderten, dass Maass von Lhasa nach Shigatse, der zweitgrössten Stadt in Tibet, reisen konnte. Tibeter, mit denen sie sprachen, seien bestraft worden. Unklar blieb, ob die bis Ende der Olympiade geltenden Erleichterungen für ausländische Journalisten [siehe Tibet-Information vom 21. Dezember 2006; UM] auch für Tibet gelten. Maass wurde mitgeteilt, dass er gemäss den neuen Regeln auch nach Tibet reisen dürfte, aber vorab eine Erlaubnis des Ministeriums benötige, während Johnson informiert wurde, dass die neuen Regeln nicht für Tibet gelten. Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD), adaptierte deutsche Uebersetzung von IGFM München; Reporter ohne Grenzen 22. Mai 2007 Die Sprecherin von China Travel sagte gegenüber den Medien: „Wir können ausländische Touristen nicht mehr überall dorthin gehen lassen, wo sie wollen... Die Regeln haben sich wegen des Vorfalls am Everest Basecamp wieder verschärft.“ Robert Barnett, Tibet-Experte an der Columbia-Universität in New York, kommentierte: „Es ist schon merkwürdig, dass diese wenigen Aktivisten mit einer Videokamera solch einen starken Einfluss auf die chinesische Politik haben... Die Signifikanz liegt nicht so sehr in der Protestaktion selbst, sondern in der Tatsache, dass sie sich mitten in der Probe für den olympische Fackellauf ereignete... Die Angst vor einem vergleichbaren Zwischenfall während der Olympiade scheint eine immer grössere Bedeutung unter chinesischen Offiziellen zu erlangen.“ Neue rhetorische Breitseiten gegen den Dalai Lama Zhang beschuldigte den Dalai Lama, mit einer ganzen Reihe von „Feinden Chinas“ zu konspirieren: der Unabhängigkeitsbewegung in Taiwan, diversen Demokratiebewegungen [sic], der Falun Gong, und mit der Islamischen Bewegung von Ost-Turkestan. Letzterer werden Kontakte zu Al Qaida nachgesagt. Allerdings blieb Zhang eine Erklärung schuldig, wie diese diversen Gruppen kooperieren und welche Rolle der Dalai Lama dabei spielen soll. In der gleichen Rede forderte Zhang von den Anwesenden, mehr Einsatz für die „Stabilität“ in Tibet zu zeigen und warnte vor den Folgen mangelnder Anstrengungen. Er beschuldigte „subversive ausländische Kräfte“, in Tibet einen Machtwechsel nach dem Muster von Georgien oder der Ukraine anzustreben. „Die grundlegende Absicht der feindlichen ausländischen Kräfte ist es, die politische Farbe Tibets zu ändern.“ Wörtlich sagte er: „Wir brauchen einen noch stärkeren Willen zum Kampf, einen beharrlicheren Stil, und eine gründlichere Arbeit, um die verschiedenen ethnischen Gruppen der Region zu vereinen und zu führen, während wir uns in den Kampf gegen den Separatismus stürzen… Von Anfang bis Ende müssen wir die patriotische Erziehung in den Tempeln vertiefen und umfassend die reaktionäre Politik der Dalai Lama Clique und seine religiöse Heuchelei entblössen und kritisieren.“ 10. Mai 2007 Der Dalai Lama war bei allen vorherigen vier Tibet-Konferenzen in Dharamsala (1990), Bonn (1996), Berlin (2000) und Prag (2003) persönlich anwesend. China siedelt 250'000 Tibeter in „Sozialistische Dörfer“ um Gegenüber dem Journalisten der McClatchy-Zeitungsgruppe sagte ein Tibeter im Interview, dass er froh sei, seine alte aus Lehmziegeln errichtete primitive Behausung verlassen könne. Aber der Journalist erwähnte auch, dass er an anderer Stelle von seiner chinesischen Begleitung aktiv daran gehindert wurde, mit Betroffenen zu reden, und dass es Tibeter im Interview immer wieder vermieden hätten, irgendetwas Kritisches vorzubringen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch äusserte sich negativ zu der Aktion. Keiner der Betroffenen hätte das Recht zur Einsprache gegen die Umsiedlung gehabt, und alle hätten die neuen Häuser aus eigener Tasche bezahlen müssen. Viele waren gezwungen, zur Finanzierung hohe Darlehen aufzunehmen. Diese würden bis zum 20-fachen eines durchschnittlichen Jahreseinkommens betragen. Wer die Schulden nicht zurückzahlen kann, dürfe nicht in die neuen Häuser einziehen. Ausserdem erwähnte Human Rights Watch, dass in vielen Fällen gleich nach dem Wegzug der Betroffenen mit der Ausbeutung von Bodenschätzen begonnen wurde. Nachtrag zur Protestaktion am Everest Base Camp: Einschüchterungsversuche Bergsteiger berichten unterdessen, dass 17 Mitglieder der chinesischen Bergsteiger-Gruppe, die den olympischen Fackellauf probt, am 9. Mai den Gipfel des Mt. Everst erreicht hätten. Ihr Camp sei auf 250 Personen angewachsen, es sei von bewaffneten Sicherheitskräften bewacht und eingezäunt. Quellen: McClatchy Newspapers (Sacramento, Kalifornien); International Herald Tribune; Associated Press; MountEverest.net 27. April 2007 Wei sagte auf einer Medienkonferenz in Beijing: „Sie wissen alle, dass Taiwan eine sehr heikle Angelegenheit ist, und ich will hier nicht in Details gehen. Aber nach Diskussionen zwischen beiden Seiten ist eine vorläufige Entscheidung getroffen worden.“ Regierungsstellen in Taiwan wollten diese Stellungnahme nicht kommentieren. Wei bestätigte auch, dass trotz Sicherheits- und ökologischer Bedenken der Fackellauf bis auf den Gipfel des Mount Everest geplant ist. Am 25. April wurden vier amerikanische Tibet-Aktivisten verhaftet, als sie im Basislager auf tibetischer Seite eine Protestaktion durchführten. Vor den Augen einer 70-köpfigen chinesischen Bergsteigergruppe, die dort für den diesjährigen Testlauf des Olympischen Feuers ihr Lager aufgeschlagen hatte, entrollten sie ein Transparent mit der Aufschrift „One World – One Dream – Free Tibet 2008“. Der erste Teil „One World – One Dream“ ist das offizielle Motto der Olympischen Spiele in Beijing. Die Aktivisten marschierten, die Tibetische Nationalhymne singend, mit T-Shirts mit der Aufschrift „Keine Fackel durch Tibet“ in das chinesische Bergsteigercamp und trugen ein Imitat der Fackel mit sich. Nach nur 30 Minuten (!) wurden sie von Sicherheitskräften verhaftet. Per Handy meldeten sie sich von einer lokalen Polizeistation und teilten mit, man habe sie verhört und ihnen die Pässe abgenommen; ansonsten seien sie gut behandelt worden. Später war das Handy abgeschaltet, und der weitere Verbleib der Gruppe ist unklar. Das IOC lehnte eine Stellungnahme ab. „Wir wollen nicht… in politische Angelegenheiten verwickelt werden“, sagte ein Sprecher. „Wir sind hier, um die Spiele zu organisieren…Wir glauben, dass die Spiele die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes fördern“. Die Sendungen begannen mit gemieteter Sendezeit bei FEBA Radio, einer Station auf den Seychellen. Diese wurde jedoch kurz darauf von Beijing bedroht, dass man nicht nur Voice of Tibet, sondern alle anderen Aussendungen ebenfalls durch Störsender blockieren werde, so dass FEBA den Vertrag beendete. Jede der täglichen Sendungen von Voice of Tibet wird simultan mit zwei Störsignalen – Musik und Rauschen – belegt. Leistungsfähige Störsender werden nahe der chinesischen Städte Beijing, Xian, Nanjing und Linhe betrieben. Nach Erkenntnissen von Voice of Tibet wurden aber auch zusätzlich in Tibet über 40 lokale Störsender mit Reichweiten von jeweils ca. 30 km installiert, die in ihrem Radius sehr effektiv arbeiten. 24. April 2007 China will das Internet strenger kontrollieren Mit 137 Millionen Nutzern in China surft bereits jeder zehnte Chinese im Internet. Die Zahl ist im vergangenen Jahr um 23,4 Prozent gestiegen. China zählt 20 Millionen Blogger, von denen 3,15 Millionen als aktive Autoren gelten. 28. März 2007 Chinesischer Professor zweifelt an Begründung für Chinas Anspruch auf Tibet China fördert religiösen Zwist unter tibetischen Buddhisten Die alte Shugden-Statue in Ganden war vor einem Jahr von protestierenden Mönchen zerstört worden. Zwei als “Rädelsführer” verhaftete Mönche wurden zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt, und die übrigen Mönche wurden einer “Umerziehungskampagne” unterzogen. Hinter dieser Kampagne und den harten Strafen steht Chagra Lobsang Tenzin, Vizepräsident der Regierung der “Autonomen Region Tibet”, in Personalunion als Vizepräsident des “Büros für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten” auch für die “Patriotische Umerziehungskampagne” in den Klöstern verantwortlich. Chagra Lobsang Tenzin ist selbst inkarnierter Lama und steht als Förderer der Shugden-Verehrung an vorderster Front. Ein zweiter Protagonist, der auch am 22. Januar anwesend war, ist der in Italien lebende Gangchen Lama, der die Shugden-Statue via Kathmandu – das sich zur bedeutenden Drehscheibe für die Shugden-Schule entwickelt – importiert haben soll. Speziell diese beiden Personen könnte der kommunistische Veteran Phuntsog Wangyal in seinem Schreiben an Staats- und Parteichef Hu Jintao gemeint haben, als er Kader kritisierte, die „durch ihre Opposition gegen ‚Spalter’ zu Wohlstand kommen“. Der grosse Andrang an den Langlebens-Gebeten für den Dalai Lama am 14. März [beides vergl. Tibet-Information vom 23. März 2007; UM] ist möglicherweise auch als Protestaktion gegen die offiziell geförderte Shugden-Verehrung zu sehen. 23. März 2007 Phuntsog Wangyal war einer der ersten Kommunisten in Tibet und spielte in den ersten Jahren nach der chinesischen Invasion eine führende Rolle, fiel aber bald in Ungnade und verbrachte viele Jahre im Gefängnis. Seit seiner Freilassung in den 80-er Jahren lebt er zurückgezogen; seine Briefe an Hu Jintao hat er nie veröffentlicht. Diese wurden jetzt der Nachrichtenagentur Reuters zugespielt. Hunderte Tibeter in Lhasa bei Langlebenszeremonie Wie Augenzeugen berichteten, seien die Tempel in der Stadt schon seit den frühen Morgenstunden von Menschenmassen überfüllt gewesen. Die von Tibetern geführten Läden wären geschlossen gewesen, während ihre Besitzer an den religiösen Zeremonien teilnahmen. Über 500 Personen hätten sich an einer Brücke im Südosten von Lhasa versammelt, um Weihrauch zu verbrennen. Normalerweise sind in Lhasa solche spontanen Menschenansammlungen für religiöse Handlungen nicht erlaubt. In der tibetischen Tradition ist jeder Mittwoch grundsätzlich ein segensbringender Tag für den Dalai Lama, und Tibeter in Tibet und im Exil begehen dann die Sangsol-Zeremonie, in der Schutzgottheiten angerufen werden. Der 14. März ist der erste Mittwoch nach dem Jahrestag des Tibetischen Volksaufstandes am 10. März 1959. 19. März 2007 Bisher hatten chinesische und tibetische Offizielle dem Dalai Lama nur unterstellt, mit seinem Vorschlag zu einer „genuinen Autonomie“ in Wirklichkeit die Unabhängigkeit Tibets zu betreiben, ihn jedoch nie zur expliziten Aufgabe der Autonomie-Forderung aufgerufen. Diese neue Forderung könnte ein schlechtes Omen für die Fortsetzung der direkten Gespräche mit den Gesandten des Dalai Lama sein. Jampa Phuntsog bemerkte ausserdem, dass es nur „sehr entfernte“ Aussichten des Dalai Lama auf eine Rückkehr nach Tibet gebe. Genauso äusserte sich wenige Tage später der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao. Dieser bezeichnete die Autonomie-Forderung als „unrealistisch“. Zunächst müsse der Dalai Lama Tibet öffentlich als „unabtrennbaren Teil des chinesischen Territoriums“ anerkennen, ebenso auch Taiwan. Erst dann sei China bereit, „Konsultationen [mit ihm] über seine persönliche Zukunft zu beginnen.“ Der Dalai Lama hatte hingegen stets betont, dass es ihm nicht um seine „persönliche Zukunft“ ginge, sondern um die Zukunft der Tibeter. Auch forderte Wen Jiabao, dass der Dalai Lama seine Forderung nach „Abzug des chinesischen Militärs und aller Han-Chinesen“ aus Tibet aufgeben müsse. Eine solche Forderung hat der Dalai Lama aber nie öffentlich erhoben. In seiner Botschaft zum 10. März hatte der Dalai Lama in ungewöhnlicher Form den chinesischen Parteivorsitzenden und Staatspräsidenten Hu Jintao gelobt. Seine Bestrebungen für „gesellschaftliche Harmonie“ in China seien „lobenswert“, sagte der Dalai Lama, jedoch könne „Harmonie“ nur durch die Entwicklung von gegenseitigem Vertrauen erreicht werden. Das Lob für Hu Jintao dürfte bei vielen Tibetern im Exil schlecht ankommen, denn dieser stand als damaliger Gouverneur der „Autonomen Region Tibet“ hinter der blutigen Niederschlagung der Proteste im Frühjahr 1989, die mit der Ausrufung des Kriegsrechts in Lhasa endete. Bei seinem Indien-Besuch im letzten Jahr hatte Hu Jintao wütende Protestaktionen der dort lebenden Exil-Tibeter ausgelöst. Exil-Tibeter besorgt über Eisenbahn-Verkehr „ohne Retour-Billett“ Nach Beobachtungen der Tibetischen Regierung im Exil kämen täglich im Schnitt 5’000 – 6’000 Menschen in Lhasa an, im gleichen Zeitraum verliessen aber nur 2’000 – 3’000 Reisende Lhasa mit dem Zug zurück. Die meisten, die blieben, seien Wanderarbeiter ohne Retour-Billett. Habe Lhasa im Jahre 1950 etwa 20’000 Einwohner gehabt, sei die Zahl mittlerweile auf 300’000 gestiegen. Nach chinesischen Plänen solle die Zahl in den kommenden Jahren bis auf 700’000 steigen. Bezüglich der kürzlich entdeckten Lagerstätten von Eisenerz und Chrom [vergl. Tibet-Informationen vom 22. und 30. Januar sowie 2. März; UM] wies die Regierung im Exil noch darauf hin, dass diese nicht zuletzt deswegen günstig abgebaut werden können, weil die Transportkosten von der Regierung subventioniert werden. Das Eisenerz, das als Porphyrit vorkommt, könne aufgrund seiner chemischen Eigenschaften nur auf Kosten grosser Umweltschäden abgebaut werden. Quellen: AFP; Contra Costa Times; TibetNet 2. März 2007 Die von China veröffentlichten Daten über reiche Vorkommen an Kupfer und Eisenerz sind das Ergebnis einer seit 1999 systematisch betriebenen geologischen Erkundung. In diesem 44 Millionen Dollar teuren, geheim gehaltenen Projekt erforschten über 1'000 Geologen systematisch Tibet. Die Eisenbahnlinie wurde erst im Jahre 2001 projektiert, und es drängt sich der Verdacht auf, dass die Linienführung erheblich von den entdeckten Lagerstätten beeinflusst wurde. Mehrere Wirtschaftzeitschriften weisen nochmals auf Chinas bisherige Abhängigkeit von Kupfer- und Eisenerz-Importen hin. Vor allem durch den grossen Bedarf von China als grösstem Importeur stieg der Preis für hochwertiges Eisen auf dem Weltmarkt in den vergangenen 2 Jahren um das dreifache. Neuere Satellitenfotos von Google Earth zeigen auch einen starken Anstieg beim Bau neuer Strassen, die von der Eisenbahnlinie abzweigen. Im letzten Jahr kündigte die Regierung an, dass die Eisenbahnlinie nach Südwesten zu Tibets zweitgrösster Stadt Shigatse verlängert würde. Hier befinden sich laut offiziellen Angaben „riesige“ Lagerstätten von Rohöl und Ergas. Tourismusboom auf Kosten der Tibeter Es gibt mehrere Beispiele, wo Anwohner gezwungen werden, mit Hilfe von teuren Krediten die Fassaden ihrer Häuser zu erneuern. In einem Dorf in der Provinz Anhui, das durch einen chinesischen Actionfilm Berühmtheit erlangte, dürfen Anwohner ihre Fenster nicht mehr öffnen und keine Schweine mehr halten, während Tausende von Touristen über das Kopfsteinpflaster des Dorfes laufen. Die hohen Eintrittsgelder, die Touristen für den Besuch von Sehenswürdigkeiten bezahlen müssen, fliessen häufig in die Kassen von Gesellschaften mit politischen “Verbindungen”, die sich den Zugang zu den kostbaren Tempeln, Gräbern, Grotten und anderen Altertümern gesichert haben. Tibeter müssen für sie horrende Preise zahlen, um im Jokhang-Tempel, im Potala-Palast oder an anderen heiligen Stätten ihre Gebete zu verrichten - was historisch gesehen unvorstellbar ist. Quellen: Fortune; TIMES Magazine; AsiaNews; Los Angeles Times (adaptierte deutsche Uebersetzung durch IGFM München) |
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