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Tagblatt vom 12.5.2001, Neutoggenburg
Neue Zürcher Zeitung vom 27.8.2001, Nr. 197, Ressort Inland
Tagblatt vom 27.8.2001, Ostschweiz
Tibet aktuell Nr. 73, November 2001
Persönliche Mitteilungen und Stellungnahmen

     

Tibet aktuell Nr. 73, November 2001

Tibet auf dem Säntis

Rückblick auf vielfältige, sehr gut besuchte Veranstaltungen auf dem Dach der Bodenseeregion

Die Idee entstand an einem Stammtisch der GSTF Sektion Ostschweiz, frustiert vom geringen Interesse an unserem Infostand in St. Gallen. Wie können wir ein breites Publikum ansprechen, wie mit Menschen ins Gespräch über Tibet kommen, die nicht an einen speziellen Tibetanlass gehen? Wie in die Medien kommen mit unseren friedlichen Aktionen? Wie eine Basis legen eine für nachhaltige Öffentlichkeitsarbeit ? Tibet an einem Open-Air, an einem Seenachtsfest, an der OLMA oder auf dem Säntis ? Die letzte Idee gefiel uns am besten. Aus einem ersten Kontakt mit der Säntisbahn im November 1999 entwickelte sich ein vielfältiges Grossprojekt, über das hier und in der nächsten Ausgabe von Tibet Aktuell berichtet wird. Dies auch ein Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit der verschiedenen Tibetvereine in der Schweiz.

Von der Ideensammlung zur Co-Produktion
Die Chance Tibet an einem so prominenten Ort, wie dem Gipfel des 2500 Meter hohen Säntisgipfel darzustellen, der jedes Jahr von etwa einer halben Million Menschen besucht wird, empfanden wir als Verpflichtung unser Projekt breit abzustützen. In einer ersten Phase schrieben wir alle uns bekannten Tibetaktivisten an, und sammelten Ideen. Wir wollten auch die Möglichkeit nutzen, dass in der Ostschweiz viele Tibeter leben und suchten die enge Zusammenarbeit mit ihren verschiedenen Organisationen. VertreterInnen von 2 VTJE Sektionen, den verschiedenen Tibetergemeinschaften der Region, der Tibetan Womens Association Switzerland (mit Sitz in Flawil) und der GSTF Sektion Ostschweiz schlossen sich zusammen zur Co-Produktion &Mac226;Tibet auf dem Säntis’. Rückblickend kann gesagt werden, das es gelungen ist, TibeterInnen und SchweizerInnen verschiedenen Alters, verwurzelt in unterschiedlichen Vereinsstrukturen, zu einem Lenkungsgremium zu formen, das fähig war komplexe Abläufe zu planen und durchzuführen. Dieser Prozess, der achtsames Lernen von einander verlangte und bei dem die Frage nach dem besten Nutzen für Tibet immer wieder kritisch gestellt werden musste, war für alle sehr lehrreich.

Das Buchprojekt und die Langzeitausstellung
Die Unterstützung der Säntisschwebebahn AG war so gross, dass wir weit mehr verschiedene Ausstellungselemente ausarbeiten konnten als ursprünglich vorgesehen war. Uns wurde angeboten unter dem Oberbegriff &Mac226;Berge und Rettung’ zusammen mit Schweizerischem Alpenclub (SAC) und der Rettungsflugwacht (REGA) das Thema Flucht aus Tibet darzustellen.
Das erste Projekt war ein ausführlicher Textbeitrag, verfasst von Gyaltsen Gyaltag, für ein Buch (Heinrich Kuhn: Berge und Rettung. Säntis-Schwebebahn AG, Urnäsch/Schwägalp 2001. 93 S.) Der Autor fasst darin die geschichtliche Entwicklung, die zur Flucht der TibeterInnen geführt hat zusammen, beschreibt den Prozess und die Erfahrungen der Integration in der Schweiz und fragt nach dem Sinn des Exil-Daseins. Am 10.5.2001 wurde das Buch anlässlich einer Medienorientierung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Eröffnung der Langzeitausstellung fand am 17.5.2001 im Beisein von etwa 150 Gästen und vielen Medienvertretern statt. Kalsang Chokteng, Präsident der Tibetergemeinschaft, wies in seiner Rede darauf hin, dass auch heute noch, wie vor vierzig Jahren, TibeterInnen unter grössten Gefahren ihre Heimat verlassen müssen, um Tibeter bleiben zu können.
Seither wird die Fotoausstellung (Bilder von E.Hürsch und J.Ulllal), die Portraitausstellung &Mac226;Kraft der Frauen Tibets’ und die Tonbildschau &Mac226;Flucht aus Tibet’ (M. Bauer) täglich von vielen Säntisbesuchern angeschaut. Auf unzähligen kleinen, farbigen Zetteln bekommen wir Rückmeldungen von Klein und Gross, von Menschen aus verschiedenen Ländern, die so ihre Emotionen und Wünsche für Tibet ausdrücken wollen. Es ist eine Anerkennung für uns, dass wir von der Säntisbahn angefragt wurden, diese Ausstellung vom Oktober 2001 bis in den Mai 2002 zu verlängern.

Gedenkveranstaltung: 40 Jahre Tibet in der Schweiz
Erster Höhepunkt war die Eröffnungsveranstaltung der Tibetwochen am 25.8.01, bei der auch der Ankunft der ersten Tibeter in der Schweiz vor 40 Jahren gedacht wurde. Bei schönstem Bergwetter war die Säntisterrasse dichtgedrängt voll von TibeterInnen verschiedener Generationen, vielen geladenen Gästen, ehemaligen Mitarbeitern der Hilfswerke und heutigen Tibetsupportern. Kurze eindrückliche Reden, eine Gedenkminute für die Opfer der chinesischen Besetzung, das Singen der tibetischen Nationalhymne, das Flattern der Gebetsfahnen im Wind, die Begegnung von Menschen, die sich seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatten, der stimmungsvolle Tibetabend mit bestem Essen und kulturellen Darbietungen werden allen Teilnehmern in Erinnerung bleiben.
Das Medienecho war gross, so kam ein langer Beitrag in der Tagesschau. Der Artikel in der NZZ (siehe Kasten) gibt eine gute Zusammenfassung. Auf dem Gedenkstein, der vom Direktor des Bundesamtes für Flüchtlinge, Herrn J.D. Gerber und Kalsang Chokteng, Präsident der Tibetergemeinschaft Schweiz enthüllt wurde steht: "Die Schweiz nahm als erstes Land im Westen ab 1960 Tausend tibetische Flüchtlinge auf. Inzwischen fanden hier 2000 TibeterInnen eine zweite Heimat. Die Tibetergemeinschaft der Schweiz dankt der schweizerischen Bevölkerung und Regierung für ihre grosszügige Hilfe".

Perspektiven für Tibet; Eindrücke von der Politiktagung
Etwa 100 Leute besuchten diese Fachtagung am 26.8.01. Froh waren wir über die Teilnahme der meisten der ehemaligen und neugewählten tibetischen Siedlungsvertreter, der anwesenden Vorstandsmitglieder der Tibetvereine, der Präsenz der bisherigen Vertreterin des Dalai Lama in Genf, so wie ihres neugewählten Nachfolgers und der beiden Parlamentarier für Europa im Exilparlament. Am Beispiel Litauens, vertreten durch die ehemalige Ministerpräsidentin Frau Prof. K. Prunskiene und an den Erfahrungen Südtirols wurde aufgezeigt, wie unter verschiedenen historischen Voraussetzungen dank hartnäckigem Verfolgen eines Zieles auch mit gewaltlosen Mitteln die Freiheit – oder im Falle Südtirols eine wirkliche Autonomie - erreicht werden konnte. Frau R. Gonseth, alt Nationalrätin und Geschäftsleiterin der Parlamentariergruppe Tibet fasste die Arbeit ihrer Gruppe zusammen und wünscht sich für die Zukunft eine Konzentration auf ausgewählte Themen, die dann international verfolgt werden sollten.
In Workshops wurde das Gehörte vertieft und mit der unterschiedlichen Situation Tibets verglichen. In der Diskussion, geleitet von Klemens Ludwig, kamen dann auch Meinungen zum Ausdruck, die nicht der offiziellen Haltung der Exilregierung entsprechen, so wie sich dies für einen demokratischen Prozess gehört. Mir selber gab die Veranstaltung, vor allem durch die Darlegungen von Frau Prunskiene, Mut und Zuversicht, dass der richtige historische Moment für Tibet kommen wird und es gilt, die "innere Lebenskraft des Volkes" bis dann zu erhalten. "Die Frage lautet nicht ob Tibet frei wird, sondern wann". Eine Zusammenfassung in Buchform der gleichnamigen Tagung in Deutschland von 1999 kann bei mir bezogen werden (Fr. 5.-) .